Chronik
Ein Auszug aus der St. Wolfganger Chronik zur Geschichte des Katholischen Burschenvereins St. Wolfgang
Von Irmgard Kranzmaier mit Aktualisierungen seit 1994
Gründungszeit
Die Gründung des katholischen Burschenvereins geht auf den 19.11.1922 zurück. Damals hatte Hr. Kooperator Bollenmüller zur Gründungsversammlung ins Gasthaus Oberloher eingeladen. Dem Verein traten dann 44 aktive und 9 passive Mitglieder bei. Zum ersten Vorstand wurde Herr Josef Renner gewählt. Beisitzer waren Anton Riesl, Anton Loidl, Sebastian Numberger und Ludwig Reger, Kassier und Schriftführer wurde Alois Brandmaier, der das Protokollbuch von der Gründung an bis Ende 1933 lückenlos führte.
Die Vereinsmitglieder Burschen die zwischen 18 und 25 Jahren alt waren und von Beruf meist Landwirte, Handwerker und Knechte, trafen sich ca. alle 6 Wochen im Gashaus Oberloher zu den sogenannten Monatsversammlungen. In diesen Versammlungen wurden Vorträge von Lehrern, Kaplänen oder auch einfachen Bürgern, z.B. über „Eine Romreise“ oder „Milchviehaufzucht“ gehalten. Zum Programm gehören aber auch Montaskommunionen. Treffen am Schiessstand in der Freilinger Kiesgrube, einige Ausflüge, Stiftungsfeste und der Besuch von Festlichkeiten anderer Vereine zu denen man mit dem Rad oder dem Lastwagen unterwegs war. Eine besondere Tradition hatte und hat das Theater, das jedes Jahr zu Weihnachten im Oberlohersaal aufgeführt wurde und bei dem auch Frauen mitspielten. In den Jahren 1923/24 wurden Haussammlungen für die Stiftungsfeste des Vereins durchgeführt. 1923 wurden gesammelt: 2671000 Mark, 77 Eier, 18 Pfund Mehl, 1¼ Pfund Schmalz, 1 Pfund Fleisch. Nach der Währungsreform 1924 wurden noch einmal 431,35 Mark gesammelt, die ausschliesslich der Finanzierung einer eigenen Burschenfahne dienten. Diese wurde am 17 August 1924 feierlich geweiht und wird auch heute noch an kirchlichen Festtagen mitgetragen.
Der Burschenverein trug in dieser Zeit, also von 1922 - 1933 sehr zum kulturellen Leben in St. Wolfgang bei und erfreute sich großer Beliebtheit und Anerkennung. So waren im Juli 1924 etwa 150 Burschen Mitglieder des Vereins.
Zeit des „Dritten Reiches“ und Kriegsjahre 1934 - 1945
Ein Jahr nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler musste die Vereinsarbeit eingestellt werden. d.h. der Verein wurde verboten. Die Jugendlichen wurden in der HJ oder dem BDM zusammengefasst. Die nachträglichen Aufzeichnungen über die Entwicklung und Unterdrückung des Vereins von 1934 bis Kriegsende fehlen bzw. sie wurden entfernt, wahrscheinlich auf einen Vorfall im Jahr 1937 hin der für die Beteiligten schlimmer hätte ausgehen können.
Bei der Hochzeit von Rott Paul, Gassen im März 1937 wurde die Burschenfahne beim Kirchenzug mitgetragen. Daraufhin wurden der Vorstand Anton Schneider, der Fahnenträger Jakob Freundl, die Fahnenbegleiter Anton Schweiger und Georg Huber angezeigt. Die erste Verhandlung fand in Haag statt. Wegen der schweren Strafen legte ihr Rechtsanwalt Berufung ein und es kam zu einer weiteren Verhandlung in München. Immer wieder wurde ihnen mit Dachau gedroht. Schliesslich wurden der Vorstand zu 400 Mark, der Fahnenträger zu 300 Mark und die Begleiter zu je 200 Mark verurteilt. Da sie die Strafe nicht aufbringen konnten, wurden sie von Pfarrer Bollenmüller finanziell unterstützt. Die Fahre, so wird erzählt, wurde dann in der Kirche versteckt. Die Protokollbücher verwahrte bis zur Neugründung wahrscheinlich Vorstand Anton Schneider.
Nachkriegsjahre 1945 - 1950
1945 das „Tausendjährige Reich“ Hitlers zerfiel, aber bis zur Wiedergründung des katholischen Burschenvereins war es noch ein langer Weg. In den Jahren 1946/47 war die Gründung von Vereinen durch die Alliierten verboten. Die Jugend sollte in der Pfarrjugend erfasst werden. Viele Junge Männer waren im Krieg gefallen oder wurden vermißt. Einige befanden sich auch noch in Kriegsgefangenschaft, u.a. auch in Sibirien und Nordamerika. Die Menschen hatten auch einfach Angst sich zu „binden“ , da sie gelernt hatten was es bedeuten konnte, auch nur Mitglied einer Organisation zu sein.
Die Nachkriegszeit war sehr arbeitsreich trotzdem fanden einige Monatskommunionsgottesdienste und Vorträge statt. Die Jugendarbeit blieb jedoch weitgehend auf den kirchlichen Raum beschränkt.
Im Winter 1947/48 besuchten Martin Laraßer und Wolfgang Heigl einen Kurs im Suddelfeld. Die dort aufgefangenen Anregungen konnten die beiden zum Teil verwirklichen, besonders als Martin Fleidl zum Pfarrjugendführer wurde, gab es dann auch mehr Veranstaltungen wie beispielsweise die Dorfabende.
Die Wiedergründung 1950 und der Übergang zur KLJB
H.H. Dr. Landespräses Emeran Scharl, Herausgeber der Jugendzeitschrift „Der Pflug“ setzte sich bayernweit für die Wiedergründung der Burschenvereine ein. So wurde am 3 Dezember 1950 der katholische Burschenverein St. Wolfgang wiedergegründet. Die geistlichen Beistände waren Herr Pfarrer Westner und Herr Kooperator Jandebeure, die mit den Vorständen Josef Laraßer und Josef Gaigl zusammenarbeiteten. In den 50er Jahren kam dann auch Kooperator Blenninger hinzu.
Langsam steigerten sich in den darauffolgenden Jahren die Aktivitäten des Vereins. Zweimal im Jahr wurde, meist unter der Regie von Josef Kurz, Theater gespielt. Es fanden Ausschusssitzungen und Versammlungen im Vereinslokal Oberloher statt, bei denen jetzt auch einige Frauen anwesend waren. Man unternahm Besichtigungsfahrten, besuchte den Gaujugendtag in Mühldorf und das Landjugendtreffen in Altötting. Es wurden Nikolausfeieren, Filmvorführungen, Mindestprogrammversammlungen und auch eine Landmaschinensegnung veranstaltet. Besonders zu erwähnen ist ein Bildungsseminar in den Jahren 1959/60. An elf Abenden sprachen verschiedene Referenten die Themen der Zeit an wie z.B. „Familie in der Bewährung“, „Staatsbürger oder Staatskuli - Verantwortung für den Staat“ oder „Die Religion des Satans - der Kommunismus“. Die Angst vor einem erneuten Krieg war zur Zeit des „kalten Kriegs“ auch immer wieder Thema der Jugend.
Zur Bereicherung des Programms trugen unter anderem auch ein Gräserkurs, eine Ernteausstellung, ein Klauenpflegkurs und ein Tierbeurteilungs- und Melkwettbewerb bei. 1964 wurde auf Initiative des Burschenvereins hin der Maschinenring St. Wolfgang gegründet.
In diesen Jahren wandelte sich der Burschenverein in dem immer mehr Frauen eintraten nach und nach zur Landjugend in der heutigen Form.
In den Jahren 2013/14/15 wuchs in vielen vorwiegend älteren Mitgliedern der KLJB der Wunsch nach einem Verein in dem man nicht nur als Jugendlicher sondern vor allem auch als Erwachsener eine Heimat und Freundschaft findet und pflegen kann. So kam man auf die Idee den Katholischen Burschenverein St. Wolfgang wiederzubeleben und einen Verein der über viele Jahre und Widrigkeiten hinweg bestand hatte und sehr zum kulturellen und kirchlichen Leben beigetragen hat wiederzubeleben.
Nach vielen Gesprächen und Versammlungen rechtlichen Erwägungen und vielen vielen Diskussionen konnte der katholischen Burschenverein St. Wolfgang am 24.04.2015 im Gasthaus Wimmer in Klaus wiedergegründet werden.